In der Presse
RHEINPFALZ
Wenn Kreise sich schließen
Eisenberg: Kreismusikschule feiert 30-jähriges Bestehen mit Jubiläumskonzert – Sinfonie von Adrian Werum als Höhepunkt
Zum 20. Jubiläum der Kreismusikschule (KMS) war es der Komponist Rolf Rudin, der die Hymne – die Orchesterfantasie „Die Tore der Sonne“ – geschrieben hat. Diesmal, beim 30., wird es wieder eine Welturaufführung geben. Eine, mit der sich viele Kreise schließen werden. Das Jubiläumskonzert wird am 22. September in Eisenberg gespielt.
Nun ist es Adrian Werum, ein international ebenfalls erfolgreicher Komponist, Arrangeur und Dirigent, der Musik aus eigener Feder beisteuert zum Festanlass: eine dreisätzige „Donnersberger Sinfonie“. Gespielt wird sie vom Sinfonischen Blasorchester Donnersberg, dem jungen Auswahlorchester des Musikkreises Donnersberg, wie die Leiterin der KMS, Jolanthe Seidel-Zimmermann, ankündigt.
Werum? Ja, da klingt etwas an, was mit der Geschichte der Kreismusikschule eng zusammenhängt. Denn deren erster hauptamtlicher Leiter war Werner Werum – der Vater von Adrian Werum. Werner Werum, der im letzten Jahr verstorben ist, leitete die KMS von 1988 bis 2002. Er startete die Kooperation mit Musik- und Gesangvereinen, baute die musikalische Früherziehung aus und bescherte der KMS Höchststände bei den Schülerzahlen – mit 1850 Schülern gehörte sie zu Werums Zeiten zu den größten in Rheinland-Pfalz. Heute unterrichten rund 64 Honorarkräfte etwa 800 Schüler, so Seidel-Zimmermann. Geschuldet sei das der Tatsache, dass das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitze, private Musikschulen hinzugekommen und nicht zuletzt die Kinderzahlen zurückgegangen seien.
„Er war sofort dazu bereit“, freut sich Seidel-Zimmermann, die auch das Ensemble „Blaues Haus“ leitet, über die Aufgeschlossenheit Adrian Werums. Sie fühlt sich zugleich erinnert an eine frühe Produktion der KMS aus deren ersten Jahren, „Bastien und Bastienne“, ein Singspiel, geschrieben vom zwölfjährigen Mozart. Sie selbst hatte die kleine Oper zur Aufführung gebracht. Und am Klavier habe damals eben jener Adrian Werum gesessen, der nun den Landkreis, in dem sein Vater gewirkt hat, als Komponist in den Fokus nimmt. So schließt sich ein Kreis. Der Jubiläums-Beitrag von Adrian Werum, der in Stuttgart lebt, wenn er nicht in New York, Seoul oder Zürich an Musikproduktionen arbeitet, sei ihr besonders wichtig, so Jolanthe Seidel-Zimmermann.
„Erstmal geht es darum, einen lokalen Bezug herzustellen“, erzählt der 49-jährige Werum, wie er sich der Aufgabe angenähert hat. Rudin fand seinerzeit den lokalen Bezug in den Kelten. Adrian Werum aber griff zurück zu einer Volksliedsammlung, die sein Vater noch herausgegeben hatte. „In zwei Sätzen“, so der Komponist, „verwende ich alte Volkslieder“. Mit denen sind der erste und der dritte Satz der Sinfonie auch übertitelt. Der erste Satz heißt „Der Herr von Falkenstein“, der dritte „Horch, was geht im Schlosse vor“. Seine Musiksprache in dieser Sinfonie beschreibt Werum als traditionell klassisch, wobei auch „gewisse Sachen aus dem 20. Jahrhundert Eingang finden“. Eingearbeitet habe er auch Anklänge an frühere Musikkulturen, an Musik des Mittelalters oder der Renaissance.
Ein Kreis schließt sich nicht zuletzt für Jolanthe Seidel-Zimmermann persönlich, wenn auch noch nicht am 22. September. Aber im Frühjahr 2019 wird die Danzigerin, die seit 1986 hier Gesang unterrichtet, der KMS seit Gründung angehört und 2004 ihre Leitung übernahm, in Ruhestand gehen und damit die Leitung abgeben, auch den Gesangsunterricht – die Familie soll für sie dann in den Vordergrund treten. Ihre Nachfolge sei noch nicht geregelt. „Man soll gehen, wenn es am schönsten ist“, meint sie.
Nun aber wird erstmal gefeiert. Im Evangelischen Gemeindehaus in Eisenberg wird dafür am 22. September die Bühne bereitet, auf der ab 18 Uhr eine Fülle von Interpreten und Ensembles das Jubiläumskonzert bestreiten. Der Kinderchor S(w)inging Kids wird den Abend eröffnen, daran schließen sich Beiträge von Galina Rüb (Klavier) und Jeremia Teurer an – der zweite Bundessieger bei „Jugend musiziert“ wird am Kontrabass wie mit der Blockflöte sein Können unter Beweis stellen. Nach dem Streichorchester Alba und dem Akkordeonorchester Keiper gehört der Schlussakkord dem Sinfonischen Blasorchester Donnersberg mit der „Donnersberger Sinfonie“.
SCHWARZWÄLDER BOTE
Gefahr: Lebensraum der Sprödlinge bedroht
Musical: Kinder spielen Theater für den Förderverein der Grundschule im Kreuzerfeld / Hochkarätige Unterstützung
Dreimal ausverkauftes Haus – die 320 Schüler und Schülerinnen der Grundschule im Kreuzerfeld können stolz sein, was sie gemeinsam mit dem Lehrerkollegium und den Eltern auf die Beine gestellt haben.
Denn seit dem Beginn des neuen Schuljahres wurde in der Grundschule fleißig das Kindermusical „Rocko und das Herz aus Stein“ geprobt.
Am Donnerstagabend hatte das Stück seine umjubelte Premiere in der Festhalle, gestern folgten noch einmal zwei Vorstellungen für Rottenburger Schulen und die Bevölkerung.
Adrian Werum komponierte und textete das Musical gemeinsam mit Hanna Zielke und Klaus Abeldt. Die Geschichte rund um den kleinen Rocko, der in der Schule ein kleiner Haudegen ist und nun zu den Großeltern kommt, rührt ans Herz und mahnt ohne erhobenen Zeigefinger den Naturschutz an.
Denn in dem vielleicht indischen oder arabischen Ort, in dem die Großeltern leben, wird viel Wald für den Straßenbau gerodet – ein Thema, das weltweit auf den Nägeln brennt. Rocko kann mit der Hilfe der elfenartigen „Sprödlinge“ verhindern, dass noch mehr Bäume gefällt werden und erreicht so, dass die Natur geschont wird und die Sprödlinge ihren Lebensraum behalten können.
Aufwändige Kostüme und toll einstudierte Songs und Texte machten die Aufführungen zum regelrechten Hingucker und einem schönen Theatererlebnis. Für die Kostüme zeichnete Kerstin Blümle verantwortlich, zudem oblag ihr auch die Künstlerische Gestaltung. Klaus Abeldt war zuständig für das Theater, Hanna Zielke studierte das Musical gemeinsam mit den Schülern ein.
Adrian Werum oblag die Bandleitung, er war auch am Klavier zu hören. Wolfgang Reichert spielte Cello und Kontrabass, Christoph Eschenfelder besorgte die Percussion und an der Querflöte war Viktoria Eschenfelder zu hören. Nicolas Achilles (Percussion) und Rüdiger Ruf an der Trompete vervollständigten die Band.
Tor der Weisheit muss passiert werden
Rocko (gespielt von Oleander Eschenfelder und Laura Walter) sucht gemeinsam mit den Sprödlingen, allen voran der Sprödlingselfe Aisuluu, das rote Herz, welches einstmals in einem heiligen Baum schlug und so das Miteinander von Menschen und Sprödlingen beförderte und schützte. Aisuluu (Sarah Kirstgen und Amelie Peschel) weiß auch, wo sich das rote Herz befindet: Auf dem Grunde eines tiefen Sees.
Zuvor muss Rocko noch das Tor der Weisheit passieren, und ein Rätsel rund um das schlagende Herz lösen. Er findet die Antwort heraus, und schwimmt oder schnorchelt durch den tiefen See. Was er findet, ist ein steinernes Herz. Als er es mit Aisuluu und den Sprödlingen (Amelie Peschel, Leonie Bauer, Amina Sabir, Milena Romano, Ida Lensch und Jana Konovodov) in den heiligen Baum einsetzt, beginnt es mit der Unterstützung der anwesenden Kinderschar zu schlagen.
Die Sprödlinge sind also gerettet. Und sie klauen nun den Menschen auch keine Sachen mehr, sondern wollen friedlich mit ihnen leben.
Als Rockos Mutter brillierte Michelle Lauer, Rockos Vater wird von Oliver Voigt gespielt. In weiteren Rollen brillierten: Laura Geiger, Edanur Karagöz, Chiara Sancarlo, Isabella Ciccomascolo, Jenny Do, Gloria Papailia und Renginaz Oztürk.
Komponist bereits mehrfach ausgezeichnet
Die Theater- und Musicalproduktion entstand mit der Unterstützung von Sabine Niethammer vom Theater Hammerschmiede. Die Musicalwerkstatt unterstützte das Musicalprojekt. Für Licht und Ton sorgte Daniel Schneider, die grafische Umsetzung oblag Isabell Vielgas und Stefanie Lupo.
Der Komponist Adrian Werum wurde bereits mehrfach für seine Kompositionen ausgezeichnet. Er gründete auch das „Orchester der Kulturen“ im Stuttgarter Rosensteinviertel. Als musikalischer Leiter arbeitete er unter anderem für Anna-Maria Kaufmann und Marshall & Alexander.
KREISZEITUNG
Uraufführung vor traumhafter Kulisse
Sindelfinger Wassermusik am Klostersee: Großer Projektchor und das Orchester der Kulturen haben die „Misa Latina“ präsentiert
Mediterranes Flair verströmte die Sindelfinger Wassermusik am Samstag. An diesem wunderbaren Sommerabend strömten geschätzt an die 3000 Besucher an den Klostersee, um eine Uraufführung auf der Wasserbühne zu erleben.
Rund 100 Sänger und ein buntes Orchester präsentierten opulente Weltmusik.
Von Robert Krülle
SINDELFINGEN. Seit dem Stadtjubiläum 2013 gehört der Stuttgarter Komponist und Diri- gent Adrian Werum quasi zur Sindelfinger Kulturszene. Bei diversen Großprojekten und Musical-Projekten war er federführend beteiligt. Nun hat er gemeinsam mit dem ecuadorianischen Musiker Christian Mejia die „Misa Latina“ komponiert und die Ur- aufführung am Samstag auf der schwim- menden Bühne am Klostersee geleitet.
Bereits optisch beeindruckte allein der rund 100-köpfige Chor, der sich aus Mitglie- dern des Chors der Kulturen, des Sindelfin- ger Kinder- und Jugendchors, der Cappella Nuova und den Kirchen-Pop-Stimmen von Exsample zusammensetzte. Das Orchester der Kulturen – gegründet und geleitet von Adrian Werum – verfügt über einen kom- pletten Streichersatz, einige klassische Blä- ser und die Rhythmusgruppe sowie über In- strumente aus dem orientalischen Raum wie zum Beispiel die Langhalslaute Saz.
In der „Misa Latina“ wollen die Kom- ponisten verschiedene Kulturen vereinen. Das elfteilige Werk lebt von lateinamerika- nischen Rhythmen und Klängen, die durch klassische, jazzige und poppige Elemente angereichert werden. Immer wieder treten unterschiedliche Solosänger hinzu: Der Syrer Mohammad Habbal, die Peruanerin De- bora Vilchez, die Kubanerin Jaqueline Cas- tellanos und die Deutsche Cornelia Lanz bringen Gesangsstile aus aller Welt ein. Was besonders spannend klingt, wenn sie mit dem Orchesterklang brechen. Zum Beispiel bei dem Stück „Viracocha“, als Lanz’ Opernstimme auf kubanische Sounds der Instrumentalisten trifft.
Auch wenn die gemeinsame Vorberei- tungszeit von Chor und Orchester sicher nicht besonders umfangreich war, klappte das Zusammenwirken tadellos – ein großer Verdienst der Dirigenten Adrian Werum und Daniel Tepper. Vor allem der Sindelfinger Kantor war mächtig gefordert, stand er doch zwischen den Ensembles und mit dem Rücken zu Werum. Immer wieder spickte Tepper über die Schulter nach hinten, um die Bewegungen des Kollegen zu erhaschen.
Bei „Großer Gott“ im Dreier-Takt legen sich die Chorstimmen beruhigend über den flatternden Rhythmus, bei „Ave Werum“ (eigentlich „Ave verum“) ergänzen sich Chor, Orchester und Solisten nahezu opti- mal. Und dieses stimmige Miteinander passt zur Intention der Komponisten dieses multi- kulturellen Werks. „Wir glauben, dass die Welt in diesen schwierigen Zeiten eine neue Spiritualität braucht, die auf allen Kulturen aufbaut“, verkündet Adrian Werum vor dem abschließenden „Spirit of one“-Song.
Doch klanglich ist auch Kritik angebracht: Trotz der enormen Bandbreite an musikalischen Stilen und Instrumenten hallen vor allem die dichten Streichersätze nach – und das nicht unbedingt positiv. Denn allzu oft überlagert die vielköpfige Streichergruppe die feineren Rhythmen und subtileren Strukturen der Komposition, sie dominiert den Gesamteindruck. Die exoti- scheren Instrumente dürften hier durchaus mehr Raum bekommen, genauso wie dynamisch variablere Abschnitte.